Der Junkernhof ist ein Fachwerkhaus, das in seiner heutigen Form nach dem Stadtbrand von 1692 entstand. Der Vorgängerbau war der Ausgangspunkt des großen Brandes.
Die Front wurde komplett restauriert. Dabei wurden die Fenster nach Möglichkeit wieder in die alte Position gerückt. Zur verkehrsreichen Straße wurden moderne, aber traditionell anmutende Schallschutzfenster eingebaut. Die Felder unter den Fenstern sind mit sogenannten Nasenstreben und Feuerböcken betont.
Im 18. Jahrhundert mussten schon sechs Fächer im Obergeschoß rechts erneuert werden. Auch die Balken im Erdgeschoß links und alle Schwellen ringsum wurden ersetzt. Die restlichen Balken sind noch im Original erhalten.


Die noch fast überall vorhandenen Füllungen der Fachwerkfelder aus Flechtwerk und Strohlehm sind mit Kalkputz versehen (Bild: Fam. Würz) und auf der Innenseite zur besseren Schall- und Wärmedämmung mit einer „halbsteinigen“ Leichtlehmwand verstärkt.

Das Gebäude nutzt die alte Stadtmauer als Westseite des Erdgeschosses. Wo sich heute das Fenster im Erdgeschoss befindet, war einst die enge Westpforte der Stadtmauer. Die ursprüngliche Bebauung begann etwa 4 Meter hinter der heutigen Baulinie der Wilhelmjstraße. An der Stadtmauer befand sich ein Wachturm wahrscheinlich mit einer Wendeltreppe, von dem heute nichts mehr zu sehen ist.  Bei Bauarbeiten für den benachbarten Kiosk wurden die Fundamente dieses Turms entdeckt.

Das Stadttor wurde etwa 1680 Zentrum eines Überfalls. Der Graf von Nassau hatte zwei Beamte des Herrn von Bassenheim im Rathaus festgesetzt. Daher haben sich die Bassenheimer über diese Westpforte Zutritt zur Stadt verschafft, indem sie das Tor aufschlugen. Dann ritten sie hoch zum Rathaus und befreiten ihre Beamten.






Die Gartenfront des Junkernhofs, gleichzeitig die Wetterseite, ist zum Schutz des Fachwerks im Obergeschoss mit einer Bretterschalung versehen. Diese nimmt auch die Wärmedämmung auf.  Heute ist die Gartenseite geprägt durch den neu hinzugefügten Wintergarten und den Balkon im 1. Stock.

Ursprünglich schlossen sich direkt an die Südwand des Freihofs Wirtschaftsgebäude an.



Die durchnummerierten Balken des Fachwerkhauses stammen der Überlieferung nach aus den Wäldern der Umgebung von Reifenberg und waren wahrscheinlich vorgefertigt, was den schwierigen Transport erleichtert hätte.
Die Balken waren systematisch pro Wand durchnummeriert. Die Wände wurden durch Beizeichen, z.B. kleine Dreiecke an den Zahlzeichen, gekennzeichnet. Damit konnten die Handwerker die Balken auf der Baustelle wieder zusammenfügen. An dieser Zeichnung erkennen wir, ob ein Balken noch original an seinem Platz sitzt.
Im Obergeschoss an der Ostseite wurden die Balken mit römischen Ziffern nummeriert, hier XIIII und XV.



Insgesamt waren wahrscheinlich vier verschiedene Zimmermannsgruppen in der Erstellung involviert, denn man findet vier verschiedene Typen von Zimmermannszeichen. Im Erdgeschoss der Front findet man zum Beispiel Nummerierungen mit Kreisen.



Über jeder Fenstergruppe war ein schmückender Giebel angeordnet. Nur zwei haben sich an geschützter Stelle an der Ostwand erhalten. Alle anderen wurden entfernt, weil sie zu Schäden im Fachwerk geführt haben, hauptsächlich wohl durch Vogelnester, die das Ablaufen des Regenwassers behinderten.



Ursprünglich war das Fachwerk sichtbar und rot bemalt. Mit dem Aufkommen der Feuerversicherung um 1800 wurde Verputzen modern. Der erste Verputz war ein Lehmputz mit ziemlich langem Stroh.
Der nächste Putz wurde brutaler vorbereitet: Man hackte etwa 1 cm tief in die Balken ein und ließ das Losgehackte als Putzträger stehen. Für den Putz aus den 50er Jahren schließlich wurde mit tausenden von Nägeln ein Drahtnetz aufgenagelt.
Heute sieht man noch die Hackspuren in den Balken.

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