Die Laurentiuskirche ist eine dreischiffige, vierjochige Hallenkirche von 19 m Länge und 16 m Breite. Die Fenster auf der Südseite wurden beim Wiederaufbau nach dem Brand von 1635 vergrößert und die Wände erhöht.

Die barocke Holzkanzel mit den vergoldeten geschnitzten Muschelmotiven wurde 1653 von Georg Sebastian Fischer, einem Oberstleutnant im gräflichen Dienst, gestiftet. Sie stand einst an einer der südlichen Säulen und wurde 1688 an ihren heutigen Platz gesetzt.

Der Altar aus schwarzem Marmor wurde 1699 angefertigt. Der Stein stammt aus Villmar.

Die Deckenbemalung wurde in der Zeit der Kirchenrenovierung um 1900 geschaffen und zeigt die vier Evangelisten, Moses und König David.

1901 wurden die kleingliedrigen Holzfenster an der Südseite gegen großzügige Bleiverglasungen ausgetauscht. Die Szenen zeigen drei Stationen aus Jesus Leben: Kreuzigung, Taufe und Himmelfahrt.

Auch der Taufstein ist aus Marmor von Villmar. Ursprünglich stand er im Kirchenraum in der Mitte vor dem Altar. Inzwischen ist er auf Rollen gelagert und kann leicht verschoben werden.

Wenn Sie den Taufstein an seiner ursprünglichen Stelle sehen wollen, fahren Sie mit der Maus über das Bild und nutzen Sie die Pfeiltasten rechts oder links, um zur Ansicht vor 1965 zu gelangen. Anschließend bitte oben rechts die Vergrößerungsoption betätigen, um es vollständig sehen zu können.

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Die Holzemporen wurden 1662 eingebaut und überspannen auf halber Höhe die West- und Nordwand. Die Westempore ist durch zwölf Gemälde mit den Jüngern Jesus geschmückt; dabei zeigt jedes Bild den Namen und ein Attribut seines Martyriums.

Die Westempore wurde auch „Männerbühne“ genannt, denn bis weit nach dem 2. Weltkrieg war es üblich, dass die Männer oben auf der Empore und die Frauen unten im Schiff saßen.

Bis 1965 gab es über der Westempore noch eine zweite, höhere Empore, im Volksmund „Käs‘-Korb“ genannt. Sie wurde in den umfassenden Renovierungsarbeiten entfernt.

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Die Orgel stand bis ins späte 17. Jahrhundert auf der Nordempore, direkt neben der damals neu geschaffenen angrenzenden Fürstenloge mit ihrem separaten Eingang, dessen Reste man heute noch im Eck der Nordempore sehen kann.

Wahrscheinlich fühlte sich der Fürst durch die angrenzende Orgel gestört, so dass er entschied, eine Empore im Chor bauen und die Orgel dorthin setzen zu lassen. Dies wurde bis spätestens 1687 ausgeführt. So erhielt die Usinger Orgel ihren ungewöhnlichen Standort im Chor. Sie wurde dort 1718 durch einen barocken Neubau ersetzt und 1881 romantisch erweitert.

Die Organisten waren übrigens in der Regel die Usinger Türmer, die eine musikalische Ausbildung als Stadtpfeifer erhielten und auch mit Tasteninstrumenten umgehen konnten. Um 1820 legte der letzte Türmer seinen Dienst als Organist nieder. Bis 1903 wurde diese Tätigkeit durch Lehrkräfte des evangelischen Lehrerseminars zu Usingen ersetzt.

1971/72 erfolgte ein Umbau des Werks, wobei das barocke Gehäuse erhalten blieb.



Der ursprüngliche Haupteingang an der Westseite musste nach dem Brand erneuert werden. Um Geld zu sparen, was nach dem 30-jährigen Krieg dringend notwendig war, entschied man sich ein „gebrauchtes“ Portal von der Landsteiner Wallfahrtskirche zu erwerben.

Überraschenderweise entschied man sich aber, die Tür „verkehrt herum“ einzubauen, d.h. die figürliche Außenseite aus Landstein steht nun im Innern der Laurentiuskirche. Trotzdem behielt man aber den Eisenring bei, an dem der Landsteiner Pfarrer sein Reittier anband. Der Ring ist immer noch auf der rechten Seite der Tür zu sehen.

Detailansichten

In der Bogenmitte des Landsteiner Portals kämpfen zwei kleine Löwen miteinander. Löwen waren im Mittelalter ein beliebtes Symbol an Wallfahrtskirchen, als Wächter für die heiligen Orte.

An der linken Seite des Landsteiner Portals sitzt ein Mensch in der Hocke mit den Armen um die Knie geschlungen. Es besteht Unklarheit, ob es sich bei dem Mann, um eine Figur aus „Daniel in der Löwengrube“ oder um eine andere beliebte Figur an mittelalterlichen Kirchen, dem „Scheißerchen“, handelt.

Schaut man sich das Landsteiner Portal vom Erdgeschoß des Turms aus an, wird offensichtlich, dass das ursprüngliche Usinger Portal größer war und die Baumeister das Portal dem kleineren Ersatz anpassen mussten. 

In einer der Sakramentsnischen im Chor findet man heute eine Ikone des Heiligen Laurentius, gemalt von der Usingerin Sigrid Wanitzka.
Der Heilige Laurentius, Namensgeber der Kirche, war ein römischer Diakon und Märtyrer, der 258 auf einem glühenden Eisenrost in Rom hingerichtet wurde, weil er unerlaubt das von ihm verwaltete Kirchenvermögen an Arme und Kranke verteilte. Der Rost ist seither sein Attribut. Er ist Schutzpatron der Bäcker, Bierbrauer, Köche und Textilreiniger, wie auch der Archivare und Bibliothekare. 

In der zweiten Sakramentsnische befindet sich ein aus Sandstein gefertigter Christuskopf mit Nimbus. Wir wissen nicht, warum er in diese Nische eingemauert wurde. Vermutlich ist es ein Überbleibsel aus der kleinen Vorgängerkirche.

Mögen Sie Rätsel? Wie wäre es damit:  Am heutigen Eingang befindet sich ein marmorner Opferstock mit der Inschrift „MBDV AO 1735 ICVVIV“. Wir wissen nicht, für was dieses Kryptogramm steht, nehmen aber an, dass AO für „anno“, also „im Jahr“, steht.

Wussten Sie, dass Männer aus dem Usinger Land an der Schlacht von Waterloo im Jahr 1815 teilgenommen haben? Im Kirchenschiff hängt eine Gedenktafel für die Gefallenen.

Auf der Nordempore, wo sich einst die Fürstenloge befand, steht heute eine wuchtige Metalltruhe, ein sogenannter Kirchen- oder Almosenkasten. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist mit Eisenbändern verstärkt. Früher wurden hier die Besitztümer der Gemeinde aufbewahrt. Sie stand im evangelischen Pfarramt, bevor sie in die Kirche übersiedelte.

Auch die Säulen der Kirche wurden nach dem Brand als Baumaterial von der Landsteiner Kirche gekauft. Auf ihnen befinden sich unterschiedliche Steinmetzzeichen, wie sie in der Landsteiner Kirche zu finden waren.

Die Kapitelle aber sind etwas zu klein für die Säulen und zwei davon weisen ein Steinmetzzeichen auf, das wir von keinem anderen Gebäude kennen. Die Kirchenbücher geben keinen Aufschluss, woher die Kapitelle stammen könnten. Haben Sie vielleicht das Steinmetzzeichen schon einmal gesehen? 

Sakristei

Die Sakristei hat den Brand von 1635 als einziger Raum komplett überlebt. Daher ist hier auch das spätgotische Rippengewölbe erhalten.

Ursprünglich hatte die Sakristei ein kleines Fenster, das aber durch den Anbau der Fürstengruft vermauert wurde. Sein Rahmen umschließt heute eine kunstvolle Glasmalerei.

Die Sakristei diente von 1659 bis 1735 als Grablege der Fürsten von Usingen-Nassau und deren Familien. 1736 verlegte man die ganze Gruft unter die Sakristei in ein dort neu eingebautes Gewölbe, das aber bald zu klein wurde, was den Bau der angrenzenden Fürstengruft zur Folge hatte.

Mit einem Klick auf die Pfeiltasten auf dem Bild können Sie einen Blick unter die Sakristei werfen, wie er sich während der Renovierung 1965 bot. Zusätzlich finden Sie auch noch ein Bild der alten Bemalung der Sakristei um 1960. Anschließend bitte oben rechts die Vergrößerungsoption betätigen, um es vollständig sehen zu können.

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Der Schlussstein des Gewölbes zeigt keine Schneeflocke, sondern ein achtspeichiges Rad mit acht ornamentalen Lilien außen herum. Das Rad erinnert an das Mainzer Wappen, denn Usingen gehörte zur Bauzeit der Kirche zum Bistum Mainz. Die aufgesetzten Lilien sind eine heraldische Zutat. 

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