Die Anfänge einer Burg in Usingen gehen in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. 1377 wird erstmals in einem Vertrag ein „Schloss“ erwähnt. Wir wissen leider nicht, wie dieser Bau ausgesehen hat, aber in der Mitte des 16. Jahrhunderts wird er zu einem Renaissance-Schloss erweitert. Hier wohnte Graf Philipp III., wenn er die Usinger Verwaltung inspizierte oder zur Jagd ging. Nach 1559 wurde Usingen zur Residenz seiner Witwe.

Der Bauplan für den Umbau des Schlosses vom Hanauer Baumeister August Rumpf aus dem Jahr 1651 ist im Stadtarchiv Usingen erhalten, ebenso wie eine gemalte Modellansicht. Wir wissen auch, dass er vom Wormser Baumeister Ludwig Kempf umgesetzt wurde. Daher können wir uns heute ein Bild dieses Renaissance-Schlosses machen.

Führen Sie Ihre Maus auf das Bild und mit einem Klick auf die rechts wie auch links erscheinende Pfeiltaste können Sie einen Blick auf den Bauplan werfen.

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1659 wird Usingen Residenzstadt, als Graf Walrad Usingen und 31 umliegende Ortschaften erhält und damit die Linie Nassau-Usingen gründet. Das Schloss muss zu dieser Zeit recht baufällig gewesen sein, denn Walrad bekam 8000 Gulden für den Umbau zugesprochen. Walrad beginnt sofort 1659 mit einem Um- und Neubau des Schlosses, der bis 1662 andauert. Dabei werden in den Ecken des U-förmigen Schlosses zur Gartenseite hin achteckige Türme eingebaut und die Flügel nach Westen, also zum Schlossplatz hin, vorgesetzt. Dabei hat Walrad keinen Baumeister angeheuert, was wir aus einem erhaltenen Brief wissen. Parallel dazu ließ er Häuser für die Hofangestellten im Umfeld des Schlosses errichten.

Im Stadtmuseum Usingen steht ein Modell des Usinger Schlosses, schon mit dem 3. Stockwerk, das spätestens zwischen 1664 und 1678 entstand.

Leider sind keinerlei Innenansichten erhalten. Walrad selbst hat nämlich 30 Szenen aus Ovid für die Ausmalung der Zimmer skizziert und an den Bauleiter übermittelt.


1730 erfolgt ein Umbau durch Rittmeister Lorch aus Weilburg. Jetzt entsteht der sogenannte „Krumme Bau“ und ein neuer großer Kutschenschuppen auf der untersten Terrasse.

1733 beauftragt Charlotte Amalie, die Witwe von Wilhelm Heinrich, den fürstlich-nassauischen Hofarchitekten Friedrich Joachim Stengel mit dem Umbau des Schlosses. Die Flügel des Schlosses werden jetzt verlängert und ein stattliches Mittelportal eingebaut.

Das Bild links zeigt den Lageplan um 1750, rekonstruiert durch H.-W. Kothe.

Nachdem 1744 Fürst Karl von Nassau-Usingen seine Residenz nach Biebrich verlegt hatte, wird das Schloss in Usingen als Witwensitz genutzt.

In den Jahren 1756 und 1769 erfolgen weitere Veränderungen am Schloss unter dem Hofarchitekten Johann Wilhelm Faber, dem Nachfolger Stengels.

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Zwischen 1832 und 1850 war im Schloss das Appellationsgericht für das Herzogtum Nassau-Usingen untergebracht, also die zweite Instanz und damit das höchste Gericht im Herzogtum.

1851 beschließt Herzog Adolph von Nassau das Idsteiner Lehrerseminar mit seinen evangelischen Seminaristen ins Usinger Schloss zu verlegen, welches damit auch gleichzeitig als Internat diente. Ein Foto des alten Schlosses hat sich erhalten

Mit einem Klick auf die Pfeiltasten können Sie einen Blick auf einen Plan von sämtlichen Schlossgebäuden aus der Zeit des Appelationsgerichts werfen.

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In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1873 brennt das Schloss nieder. Die Verursacher waren vermutlich zwei unachtsame Seminaristen mit einer Petroleumlampe. Offensichtlich lohnte sich ein Wiederaufbau nicht. Die Ruine des Schlosses wird abgetragen. Ein Foto der Ruine ist erhalten.

Mit einem Klick auf die Pfeiltasten werden Ihnen noch einige wenige Überbleibsel des Schlosses gezeigt, die den Brand überlebt haben und sich heute im Stadtmuseum Usingen befinden.

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Am 15. Juni 1878 wird der Grundstein für den Neubau des Lehrerseminars gelegt. Die Pläne dazu sind noch erhalten, ein Architekt wird nicht genannt. Angeblich hat der Berliner Architekt Knobloch den Plan erstellt, ohne jemals in Usingen gewesen zu sein.

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1926 wird das Lehrerseminar aufgelöst. Parallel dazu startete die Christian-Wirth-Schule, oft abgekürzt mit CWS, im Jahr 1922 mit ihrer ersten Klasse. Seit 1926 befindet sich hier eine deutsche Oberschule.

1976 wird die CWS zusammen mit Haupt- und Realschule eine Gesamtschule. Seit 1988 ist die CWS wieder ein eigenständiges Gymnasium. Als Vermächtnis der Seminaristen blieb eine schöne Bibliothek und die Bühne und Orgel in der Aula.

Übrigens ist belegt, dass 1956 ein Toilettenhäuschen für die Schule gebaut wurde. Was war eigentlich davor?

In den letzten 30 Jahren kamen zahlreiche Anbauten zur CWS hinzu. Trotzdem hat sich der Blick vom Kirchturm her kaum verändert.

Mit einem Klick auf die Pfeiltasten kommen Sie zurück in die 1980er Jahre, wo der Schloßplatz noch als Parkplatz diente.

Das schmiedeeiserne Gitter auf der kleinen Mauer, das übrigens ursprünglich vom Idsteiner Schloss stammt und erst 1737 nach Usingen gelangte, wurde dafür eigens 1962 um 6 Meter nach hinten versetzt, um mehr Parkfläche zu schaffen. Auch das 1873 eingeweihte Ehrenmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wurde deswegen zunächst in den nahen Schlossgarten versetzt, 1987 dann zerlegt, und die vier Außensäulen und der Mittelteil fanden ihren heutigen Platz auf dem Usinger Friedhof.

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